Zur Zitation:
Fuhrmann, W. (1999), Gibt es eine Eurologie der Ökonomie?,
http://www.EU-Integration.de (1999-10-1)
(Reprint aus: Grundlagenstudien aus Kybernetik und Geisteswissenschaft, grkg, Bd. 39, H. 3, 1998, S.99-112.)
I. Einführung
Die europäischen Integrationsprozesse führen im Rahmen der Wirtschaftswissenschaften zu der neu diskutierten Frage, ob es eine neue Wissenschaft, die Wissenschaft von Europa bzw. eine Eurologie gibt (H. Frank, S. Piotrowski; 1997), ob diese auch nicht-historische Fachgebiete beinhaltet und ob es entsprechend auch eine Euro-Ökonomik gibt, wobei es sich natürlich nicht um eine Theorie über die Euro genannte Währungseinheit einer Europäischen Währungsunion handelt. Diese Fragestellung geht offensichtlich weit über die Frage "Is there a European Economics?" [1] hinaus und gerät sehr leicht, möglicherweise angesichts u.a. der DDR-Erfahrung besonders im vereinten Deutschland, in den Verdacht, einer Euroideologie den Weg bereiten zu wollen. [2]
Wer zu dieser Fragestellung Stellung nimmt, wird vermutlich mit einem "nein und ja" antworten. Die Gewichtung wird dann davon abhängen, ob jemand die Logik der Ökonomik betrachtet oder die nationalen sowie internationalen Institutionen sowie Organi-sationen und damit die Wirtschaftspolitik. Ersterer wird keine regionalen und kaum kulturelle Abhängigkeiten der Ökonomik sehen; letzterer aber durchaus.
Dabei ermöglicht die Erwartungshaltung bei einem derartigen Thema keine deskriptive oder vergleichende Betrachtung weder der Theorien von europäischen und nicht-europäischen Ökonomen noch der Ökonomien in Europa und anderen Kontinenten. Aller-dings würden bei letzterem mit Eurologie bzw. Euro-Ökonomik unmittelbar Inhalte wie Eurosklerose und besondere Inflexibilitäten sowie Ineffizienzen verbunden werden. Kennzeichnend für
eine Euro-Ökonomie sind dann auch die über 18 Mio Arbeitslosen in der EU sowie die im internationalen Vergleich schlechte Arbeitsmarktbilanz der EU trotz des mit jedem vorhergehenden Integrationsschritts erwarteten Beschäftigungszuwachses.[3] Eine weniger empirisch, aber stärker historisch ausgerichtete Betrachtung würde mit Euro-Ökonomik dann zweierlei verbinden. Unmittelbar wird man sich auf Phänomene wie die häufig diskutierte protestantische Ethik sowie den intra-europäischen Wettbewerb (zuerst der Städte und Regionen, dann der Zusammen-schlüsse wie der Hanse und dann der Nationen) beziehen. Damit verbunden werden dann insbesondere für den mitteleuropäischen Raum stets die Diskussionen über Eigenstaatlichkeit, Födera-lismus und Zentralisation begründet mit den "Briefe über die Vorzüge kleiner Staaten" (o.V.; 1798) bis zur Kulturabhängig-keit wie u.a. im sog. Methodenstreit und heute der sog. Zivilen Gesellschaft.
Die Fragestellung wird aus zwei unterschiedlichen Blickwinkeln problematisiert werden. [4] Zuerst erfolgt in Kapitel II eine thesenartige Abwägung einer europäischen Wirtschaftspolitik vor dem Hintergrund eines strukturellen Ökonomieverständnisses, des Gegensatzes von marktwirtschaftlicher und politischer Koordina-tion sowie der EU-Integrationspolitiken. Darnach erfolgt in Kapitel III eine Betrachtung aus der Sicht einer europäischen Ökonomik, die sich notwendigerweise auf die Fragen einer Art von mikroökonomischer und raumwirtschaftlicher Fundierung bezieht; die Schwierigkeiten liegen dabei in der erforderlichen Verbindung von Ordnungs-, Prozeß- und Institutionenökonomik mit der Politik- und Verwaltungswissenschaft.
II. Prinzipielle Erwägungen
II.1. Zur Endogenität von Grenzen
Weder ein irgendwie kontinental abgegrenztes Europa noch das "Europa" der Europäischen Union ist nach irgendeinem ökono-mischen Kriterium ein geschlossener bzw. ein optimaler Wirtschaftsraum.
Sollte es irgendwelche prinzipiellen oder "natürlichen" ökono-mischen Grenzen bzw. Abgrenzungen eines derartigen Europas geben,so müßten diese mittels ökonomischer Theorien zu erklären sein. Es ist aber festzustellen, daß keine ökonomische Theorie eine derartige europäische Grenze erklärt, eine ökonomisch begründete Grenze, die mit den geographischen Konventions-grenzen "Europas" oder mit den politischen Grenzen des jewei-ligen Stadiums des regionalen Integrationsprozesses der EU.
Zur Verdeutlichung: Kein irgendwie abgegrenztes Europa bildet einen optimalen Währungsraum oder einen optimalen Lohn- bzw. Tarifraum. Dieses Europa ist auch weder a priori noch empirisch anhand einer einheitlich fühlbar größeren Mobilität von Arbeit und Kapital zwischen den Regionen im Inneren als zu den Regionen außerhalb abzugrenzen. [5]
Es gibt aber auch keinen relativ ausgeprägteren ordnungspoli-tischen Grundkonsens in den Regionen dieses Europas als zu Regionen außerhalb. Genauso gibt es keine besondere und ge-meinsame Vorstellung bezüglich der öffentlichen Güter sowie ihrer Bereitstellung und Finanzierung.
Entsprechend wirkt eine vereinheitlichte Politik für ein der-artiges Europa nicht optimal. Dabei wird nicht übersehen, daß viele Bürger, Politiker und Interessenvertreter eine europä-ische Verfassung, eine europäische Beschäftigungs- und Sozial-union usw. fordern. Da aber mittels ökonomischer Kriterien die Grenzen dieses Europas nicht endogen zu bestimmen sind, insbe-sondere auch weil es (noch?) keinen Konsens einer europäischen Gesellschaft und erst recht keinen einer europäischen Gemein-schaft gibt, führen jetzt vereinheitlichte Politiken für das irgendwie verhandlungspolitisch abgegrenzte Europa insgesamt zu Wohlfahrtsverlusten. Da der im Innern integrierende und nach außen ansonsten abgrenzende ordnungs- und systempolitische Grundkonsens fehlt, ist dieses auch langfristig zu erwarten,
ohne daß selbst weitgefaßte (und eingehaltene) Konvergenz-kriterien dieses ändern werden. Dabei können durchaus bei einer forcierten Politik der Vergemeinschaftung einzelne (oder mit-einander koalierende) Regionen, Gruppen oder Bereiche in Europa Netto-Wohlfahrtsgewinne (i.d. R. zu Lasten zumindest einer anderen) erzielen.
II.2. Markt- versus Politikkoordination
Wer eine politische Koordination im Gegensatz zu einer ökono-mischen Koordination über freie Märkte präferiert bzw. die Notwendigkeit von politischen Absprachen und Kooperationen in den Vordergrund rückt, der wird sich damit automatisch für die Entwicklung einer Euro-Ökonomik einsetzen. Die aufgrund derar-tiger Politik-Vorgaben entstehende Euro-Ökonomik ist polit-ökonomischer Provenience.
Eine Vorgabe ist zum Beispiel das Politik-Ziel, gleiche Lebens-verhältnisse in einem politisch abgegrenzten Territorium Europa mit politischen Steuerungsmitteln wie einem Finanzausgleich und Struktur- und Industriepolitiken bis hin zur (regionalen) Investitionslenkung zu erreichen. Eine andere Vorgabe ist das Politik-Ziel, eine sektorale, strategische oder eine kulturelle Eigenständigkeit bzw. Unabhängigkeit dieses "Europas" von ande-ren Volkswirtschaften oder sog. Kulturkreisen mit politischen Mitteln einer bewußten (z.T. verstärkten) staatsrechlichen, religiösen oder kulturellen Abgrenzung zu schaffen.
Diese Ökonomie-Vorstellung beinhaltet stark Autonomie- und Gerechtigkeitserwägungen und greift stark in die Faktoralloka-tion und zwar intra-regional (der politisch verbundenen Regionen) ebenso wie international (mit den politisch ausge-grenzten Regionen). Man denke an das Liebäugeln von "Europa-Politikern" und Gewerkschaftlern mit der Tobin-Steuer für den internationalen Kapitalverkehr.
Eine derartige auf "Europa" zentrierte (Verteilungs-) Politik führt intern zu einer Fehlallokation. Sie führt nach außen zu Entsolidarisierungen [6] und bei einem Weltbild aus Großraum-regionen wie im Falle der sog. Triade zu einer forcierten welt-weiten Blockbildung mit entsprechenden Reperkussionspolitiken der anderen Großräume. Die Welt fiele dann zurück in einen quasi kontinentalen Bilateralismus mit erheblichen dynamischen Wohlfahrtsverlusten Europas; Europa begrenzte zum eigenen Schaden politisch seine ökonomische Globalisierung. [7]
Wer die Wahrscheinlichkeit eines derartigen langfristigen Szenarios niedrig ansetzt, wertet gleichzeitig die Möglichkeit gering, daß eine Euro-Politik überhaupt langfristig eine euro-päische Institution vor dem internationalen Wettbewerb und damit Anpassungen "bewahren" kann. Eurologie bzw. Euro-Politik führt ohne Wohlfahrtsverluste dann auch nicht zu einem bewah-renden Dach für die Kulturvielfalt und "föderalen" Kultur-eigenheiten in Europa. Es ist in jedem Falle aber sehr wahr-scheinlich, daß diese Vielfalt infolge der mit der Integration und Herausbildung einer Euro-Politik geforderten "Harmonisie-rung" und Zentralisierung innerhalb des sich politisch institu-tionalisierenden Europas gemäß der gegenwärtigen politischen relativen Machteinfluesse reduziert wird. Die Skepsis gegenüber einem Europa mit einer derartigen Euro-Politik wird häufig auch dadurch ausgedrückt, daß man die europäische Entwicklung dahin-gehend problematisiert, daß "Europa" zu einer betriebswirt-schaftlich geführten Firma degeneriert.
Darüberhinaus verfügen Euro-Politiker über keine Informations-vorsprünge bezüglich langfristig eintretender Entwicklungs-prozesse und neuer Formen von Humankapital. Eine derartige Euro-Ökonomik kann im Gegensatz zu einer Transformations-Ökonomik strukturelle Veränderungen weder antizipativ fördern noch beschleunigen oder gar steuern.
II.3. EU-Integrationspolitiken
Eine Euro-Ökonomie erscheint vielen Politikern als eine Art von Heilmittel [8] bzw. akzeptablere Alternative zu politisch abge-schafften ("regionalen") Marktgleichgewichtsmechanismen wie beispielsweise Wechselkurse.
Jeder Integrationsschritt wird als ein Schritt in Richtung auf eine quasi-unausweichlich und unbedingt auszubauende und zu vernetzende europäische Wirtschaft und Politik erklärt, aus der sich zumindest langfristig einfach ein Beschäftigungswachstum ergeben muß. Von jedem derartigen EU-Engineering wird auch erwartet, daß sich quasi automatisch ein ordnungspolitischer Konsens und eine strukturelle Konvergenz eines gemein- oder gesellschaftlichen Europas in Verbindung mit einem diese Ent-wicklung tragenden europäischen Wirtschaftswunder ergeben.
In diesem Sinne gibt es natürlich schon eine Euro-Ökonomie und Euro-Politik. Zur faktisch bereits bestehenden Euro-Politik gehört die Gesamtheit aller vergemeinschafteten Politiken wie u.a. die Gemeinsame Agrarpolitik sowie die Entwicklungsländer-, Handels-, Regional-, Industrie- und Strukturpolitik der EU.
Somit kann die Frage nach einer Eurologie der Ökonomie als faktisch längst entschieden erscheinen. Es stellen sich dann nur Fragen wie nach der Bewertung der Euro-Politik oder nach der (EU-) Politikberatung. Es gibt bereits heute Evaluationen jeder Politik, auch der Euro-Politik. Sie erfolgt teilweise institutionalisiert über Berichte der BIZ, der OECD oder des IWF und der Weltbank; deutlicher sind die offenbarten Präferen-zen und Einschätzungen durch die internationalen Märkte im Wege von Wanderungen von Kapital und Arbeit. Es besteht eine Art von internationalem Ranking der Regionen, ihrer Zukunftsperpektiven und ihrer Reputation und Glaubwürdigkeit. Dann ist zu untersuchen, ob die existierende Euro-Politik wirklich zu besseren Ergebnissen in den vergangenenen Jahren geführt hat als wenn die europäischen Länder individuell eine Politik im Sinne der WTO und des multilateralen Freihandels betrieben hätten und ob eine derartige Euro-Politik langfristig jedes europäische Land schneller in die Globalökonomie bzw. Weltmärkte führen wird. [9] Letzteres erscheint prima facie vom Ansatz her eher als ausge-schlossen.
III. Gibt es eine mikro- und raumwirtschaftliche Fundierung?
Der Frage "Gibt es eine Eurologie der Ökonomie?" muß man sich nicht durch eine Betrachtung nähern, in der eine eigenständige europäische (Wirtschafts-)Politik bereits a priori als eine Institution sui generis zu postulieren ist. Innerhalb eines marktwirtschaftlichen Systems sind die Wirtschaftspolitiken bzw. die Theorie der Politik im Rahmen einer Institutionen-ökonomik oder einer Maßnahmenpolitik durch eine transaktions-kostentheoretische oder eine mikroökonomische Analyse zu fundieren. Dann aber ist der Ausgangspunkt zur vorliegenden Fragestellung ein wirtschaftsindividualistischer Standpunkt mit der Frage: "Wem kann eine Euro-Ökonomik nützen?".
Eurologie als Wissenschaft strukturiert im Sinne einer Euro-Ökonomik bedarf somit u.a. einer Art von mikroökonomischer Fundierung. Die Entwicklung einer auf irgendein Europa bezoge-nen besonderen Ökonomik erscheint nämlich nur dann als sinn-voll, wenn sie einen Wohlfahrtsgewinn bzw. zumindest einen individuellen Nutzenzuwachs (ohne eine anderweitige Schlechter-stellung) erwarten läßt.
III.1. Zur mikroökonomischen Fundierung
In einer Meinungsumfrage wollte ein großes deutsches Chemie-unternehmen klären, ob der Heimatmarkt dieses Unternehmens Deutschland oder Europa sein sollte. Eine effizienzorientierte, d.h. ökonomische Antwort wäre wohl gewesen: "Weder noch, sondern der Weltmarkt". Denn im Rahmen einer zunehmenden Inter-nationalisierung, die vom GATT bzw. der WTO gefördert und von Politikern häufig als Globalisierung und damit eine Gefahr für den Standort Deutschland sowie die Eigenständigkeiten Europas dargestellt wird, gibt es für einen sog. Global-Player weder einen spezifischen Heimatmarkt noch besondere regionale Verpflichtungen.
Der "Heimatmarkt" kann bei derartigen Großunternehmen nur die Gründungsregion kennzeichnen, so daß er auch in einem globalen Markt Deutschland bleibt. Europa bildet nur eine Art von Zwischenstadium.
Wenn ein Unternehmen, wie möglicherweise die "deutsche" Allianz die "französische" Versicherungsgruppe AGF erwirbt und jetzt von seinem Heimatmarkt Europa spricht, dann bedeutet diese eigentlich nur, daß der Konzern durch die Integration von in verschiedenen europäischen Ländern gegründeten Unternehmen entstanden ist. Aber es verdeutlicht auch, daß der Konzern nun eine größere unternehmerische Wahlmöglichkeit u.a. bezüglich des Firmensitzes hat; er kann (u.a. aus Steuer- oder Lobbying-gründen) in jedes europäische Land verlegt werden - aber auch in jedes außer-europäische. [10]
Die Globalisierung bedeutet ja gerade den Wegfall ökonomischer Grenzen bzw. von Handels- und Marktzugangsbeschränkungen mit den entsprechenden Kosten. Sie stärkt im Rahmen der Freizügig-keit von Direktinvestitionen unternehmerische Entscheidungs-spielräume bei jeder Standortwahl - u.a. bezüglich des Stand-ortes der Forschung, Produktion, Finanzierung oder des Firmen-sitzes, an dem der Gewinn ausgewiesen und versteuert wird - mit dem Ziel eines wachsenden Sozialproduktes.
Derartige transnationale Unternehmen werden auch im globalen Wettbewerb die relevanten kulturellen und institutionellen Besonderheiten eines Teilmarktes oder einer Region berücksich-tigen. Aber ihre ökonomische Logik ist raum- und zeitinvariant.
Jedes Unternehmen wird jede (mentalitätsmäßig, historisch ge-wachsene oder vom Gesetzgeber eingeführte) länderspezifische Besonderheit erfassen. Dieses gilt in Fragen des Umweltrechtes und des Gesundheitsschutz ebenso wie in Fragen der Gleichbe-rechtigung, der Mitbestimmung und im Arbeits- und Insolvenz-recht. Aber es rechnet diese Besonderheiten in Kosten (-äquiva-lente) um, führt einen internationalen bzw. interregionalen Vergleich durch und wird sie entweder akzeptieren oder durch die Wahl einer anderen Region vermeiden.
Sollte es eine empirische Evidenz dafür geben, daß Unternehmen außereuropäischen Ursprungs (!) im europäischen Wettbewerb eine systematisch schlechtere Performance aufweisen als vergleich-bare Unternehmen europäischen Ursprungs oder sollten zunehmend Umsiedlungen ins bzw. Neuansiedlungen im außereuropäischen Aus-land erfolgen, dann sind europaspezifische Gründe bzw. kosten-trächtige europäische Besonderheiten zu vermuten. Die Erklärung derartiger europaspezifischer Institutionen und Eigenarten kann dann Inhalt einer Euro-Ökonomik sein. Vergleichbares gilt dann für eine USA-Ökonomik, eine Rußland-Ökonomik usw.. Dieses aber entspricht sog. Länderstudien. Euro-Ökonomik bezeichnet dann die Analyse eines Blocks von mehreren institutionell verbundenen europäischen Ländern - ohne daß es eine neue Wissenschaft oder Teil-Wissenschaft ist.
Die Methodik (Verwendung von Mathematik, Simulationen usw.) und die Zielsetzungen der analysierenden Ökonomen bzw. des euro-päischen, russischen, amerikanischen oder asiatischen Ökonomen sind prinzipiell gleich. [11] Diese Art von Euro-Ökonomik hätte aber nicht das Ziel, Europa innerhalb der Weltwirtschaft abzu-grenzen bzw. als einen geschützten Raum Europa zu bilden und die notwendigen Politiken zu optimieren. Statt dessen bemühte sie sich um die Offenlegung und Beseitigung integrationshemmen-der Spezifika, Inflexibilitäten und Politiken bzw. von Fällen des Koordinationsversagens.[12]
Somit läßt sich aus den mikroökonomischen Überlegungen als Hypothese ableiten: wenn in der Beseitigung derartiger internationaler Wettbewerbsschwächen, die sich in Form von Einkommensverlusten manifestieren, das Interesse der ihren Nutzen maximierenden Wirtschaftssubjekte liegt, dann erscheint die Entwicklung einer abgrenzenden Euro-Ökonomik als nicht rational. [13]
Zur Verdeutlichung dieser Hypothese werden hier zwei ihr unterliegende Grundannahmen, die natürlich zu kritisieren sind, besonders dargestellt: es sind das verwendete Erklärungskonzept des ökonomisch-rationalen Individuums sowie die Nichtüberlegenheit von Politikkoordination.
III.1.a. Zur unterstellten ökonomischen Rationalität
Ein bedeutsamer Einwand gegen die Hypothese kann lauten, daß das ökonomische Nutzenkonzept für diese Fragestellung inadäquat ist, weil es keine Institutionen berücksichtigt und besondere europäische Nebenbedingungen und Restriktionen vernachlässigt. Kennzeichnen nicht gerade die Abweichungen von einem (durch jederzeitige Möglichkeiten der Migration des Individuums unter-stellten) individualistischen Nutzenmaximierungsverhalten u.a. aus religiösen, sprachlichen oder traditionellen Gründen dieses Europa mit seinen Eigenarten und vielfältigen Verhaltensweisen?
Aber eine derartige Tatsachenbehauptung mit einer unterstellten langfristigen Abweichung von einem nutzenmaximierenden Verhal-ten bzw. einem bewußt gewünschten bzw. praktizierten regionen- spezifischen (Markt-)Verhalten ist kaum zu verifizieren. [14] Außerdem sind derartige Abweichungen langfristig umso weniger wahrscheinlich, je härter die Verteilungskämpfe werden und je weiter sowie länger die Globalisierung [15] fortgeschritten ist.
Die bestehende Euro-Ökonomie vermag keine Ängste vor einer "globalen Verschmelzung", vor einem (auch nationalen) Identi-tätsverlust oder vor einem relativen Verlust der demokratischen
politischen Einflußnahme und Kontrolle aufzuheben. Vielmehr stärkt sie diese Ängste, da mit der faktischen Euro-Politik die Vorstellung verbunden ist, mittels "Europa" Abweichungen von ökonomischen Verhaltensweisen und Marktmechanismen für die Zukunft (quasi normativ) zu sichern, so daß mit einer Euro-Ökonomik stets politisch motivierte ökonomische Umverteilungen verbunden sind. Für dieses irgendwie abgegrenzte Europa oder zumindest einige der europäischen Regionen ist damit stets eine Abweichungen von der Pareto- oder Nash-Lösung in Richtung auf die Nietzsche- oder die Rawls-Lösung verbunden.
Eine mit einer Euro-Ökonomik im weitgefaßten Sinne einer beson-deren Moral-Ökonomik dann angestrebte (regionale und kulturel-le) Bedarfsgerechtigkeit oder Egalität bedarf einer besonderen Euro-Norm, beinhaltet erhebliche Umverteilungen (über Finanz-ausgleichszahlungen und regionale Lenkung) und beinhaltet eine Optimalität, die die Euro-Ökonomik charakterisiert, mit bewußt angestrebten Wohlfahrtsverlusten.
Zu berücksichtigen bei einem Versuch der Verifizierung ist aber auch, daß die Präferenzen der Wirtschaftssubjekte bzw. Wähler in Demokratien wegen der Dominanz der politischen Entschei-dungen der Repräsentanten nur unvollständig und nicht unmittel-bar zum Zuge kommen. Das gesellschaftliche Ergebnis entspricht dann trotz individueller Rationalität nicht dem Pareto-Optimum. Allerdings: je größer die Ziel-Divergenzen zwischen Wählern und Politikern werden bzw. je sichtbarer und fühlbarer den belaste-ten Wirtschaftssubjekten die Umverteilung wird, desto mehr nehmen individuelle, egoistische Verhaltensweisen zu. So nehmen Aktivitäten zur (legalen und illegalen) Abgaben- und Steuerver-meidung bis hin zur Kapitalflucht und Abwanderung zu (Petersen, 1996). Und gleichzeitig sinkt die Leistungsbereitschaft.
Ob andere mikroökonomische Konzepte, wie die einer beschränkten Rationalität oder eines gegebenen Anspruchsniveaus, wegen ihrer Heterogenität in einer aggregierten Totalanalyse zu anderen Aussagen führen, bleibt dahingestellt. Dieses aber ist seit langem ein Forschungsfeld der Ökonomen, ohne eine Einschränkung auf europäische, westliche oder nicht-westliche Ökonomen.
III.1.b. Zur Politikkoordination
Es kann hier weder um eine generelle Diskussion über Politikko-ordination noch um eine (wenig sinnvoll erscheinende) grund-sätzliche Alles-oder-Nichts-Entscheidung gehen. Entsprechend werden hier weder die häufig zur Begründung von politischer
Koordination verwendeten Fälle eines Gefangenen-Dilemmas [16] noch die eines Marktversagens diskutiert.
Betrachtet wird nur kurz der mögliche Einwand, daß in der Realität kaum noch irgendeine ökonomische Entscheidung politik-unverzerrt erfolgt. In das ökonomische Kalkül der Investoren wird durch Subventionen, Steuern, Infrastrukturgeschenke und andere Instrumente eingegriffen - nicht nur zur Attrahierung neuer Investoren, sondern auch zur "Haltung" von mit Abwande-rung drohenden Unternehmen und auch (u.a. aufgrund von Lobby-ing, vermeintlichen Erziehungsargumenten, Politisierung von strategischen Sektoren) zur Abwehr von Direktinvestoren.
Es gibt eine wuchernde Regelungsdichte infolge eines umfassen-den politischen Gestaltungsanspruches ohne eine praktikable und eindeutige Zielfunktion der Europa-Politiker. [17] Jeder erkennt den Widersinn eines Subventionswettlaufes bzw.derartiger Politik-eingriffe in ökonomische Entscheidungen. Dennoch läßt sich der Wettlauf nicht durchbrechen, vernachlässigt seien mögliche polit-ökonomische Eigeninteressen von Politiker, da, wer zuerst stehen bleibt, als Verlierer erscheint. Doch selbst wenn hier ein sog. Gefangenen-Dilemma bestehen sollte (mit dem Ausweg einer politischen Vereinbarung), es ist keine eine Regionen- bzw. Euro-Ökonomik begründende neue Problematik oder Knappheit, sondern Teil der bestehenden Wirtschaftswissenschaft.
Allerdings mag aus derartigen Überlegungen und angesichts historischer weltpolitischer Erfahrungen, nicht nur jenen der europäischen Länder im Verhältnis mit den USA, China usw., die Notwendigkeit zur Entwicklung einer integrierten Ökonomik der Märkte, Institutionen und Politik in der Wirtschaftswissen-schaft und dann pragmatisch einer europäischen Koalition abge-leitet werden - allerdings ist damit solange nicht die Notwen-digkeit zur Entwicklung einer einheitlichen, zentralen und institutionalisierten Euro-Politik verbunden, wie die euro-päische Vielfalt bzw. Heterogenität ein zentrales Charak-teristikum dieses Europas ist. Dieses bedeutet aber, daß eine derartige institutionalisierte Euro-Politik zuvor die eigent-lich zu schützende (kulturelle) Vielfalt selbst stark ein-schränken muß.
III.2. Zur regionalökonomischen Komponente
Zu prüfen bleibt, ob eine Euro-Ökonomik sinnvoll als eine besondere Form der Regionalökonomik zu entwicklen ist. Dieses setzt aber europaspezifische Formen der ökonomischen Entfernung oder Transaktionskosten voraus.
Die Volkswirtschaftslehre betrachtet raumgebundene Fragestel-lungen in der Regionalökonomik. [18] Bedeutsam für sie ist die räumliche Dimension, d.h. die zur Faktorkombination und Tausch zu überwindenden Entfernung. Dieses ist nicht die geographische Entfernung, sondern die ökonomische (einschließlich der kultu-rellen) Entfernung. Letzlich geht es um alle Kosten der Raum-überwindung bzw. um die Minimierung des dafür notwendigen Ressourceneinsatzes. Es gilt dabei gleichermaßen für die Bezie-hungen Deutschlands mit Portugals ebenso wie mit Brasilien - eine Euro-Ökonomik greift aufgrund regionaler politischer Präferenzen in die Struktur dieser Kosten und damit in die Wirtschaftsbeziehungen und Wohlfahrt der Konsumenten ein.
Unter einer Euro-Ökonomik kann so eine Art von Großraumökono-mik verstanden werden - so wie sie u.a. im Weißbuch der EG über Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung bzw. den Konzepten der Entwicklung transeuropäischer Netze zum Ausdruck kommt. Diese Großraumökonomik ist bezüglich ihrer Wirkungen im Inneren und gegenüber Drittländern zu diskutieren.
III.2.a. Großraumökonomik und regionale Subsidiarität
Im Inneren des sich bildenden Großraumes ist einerseits eine verstärkte Regionalisierung bis hin zur betrieblichen Indivi-dualisierung u.a. bezüglich der Arbeitsmarktverantwortlichkeit zu erwarten. Allerdings bilden sich u.U. andere als die bisher-igen und sich nun integrierende Regionen mit hohen Anpassungs-kosten. Andererseits ist in einer Großraumökonomik gleich-zeitig eine steigende Koordination und Institutionalisierung auf zentraler Ebene bzw. eine weitreichende Zentralisierung zu erwarten. Der Übergang von einer Anzahl offener Länder zu einer zentralisierten Regionenpolitik in der institutionalisierten Großraumökonomik muß nicht zu sinkenden Transaktionskosten und damit Wohlfahrtgewinnen führen.
Beide Effekte der Bildung eines Großraumes sind in der EU deut-lich. Die Zentralisierung wird sich trotz des im EGV gebotenen Subsidiaritätsprinzips darin manifestieren, daß letztendlich EU-Entscheidungsvorbehalte für jede in einer Region ergriffene Maßnahme bestehen werden, wobei für viele regional steuerbare Politikvariable (Beitrags-, Abgaben- und Steuersätze, Grund-
stückserschließungskosten, öffentliche Auftragsvergaben usw.) EU-weite Harmonisierungen, begrenzende Leitlinien/Grenzwerte oder Korridore eingeführt werden. Allerdings werden die Regionen gleichzeitig nach neuen regionalen Politikmöglich-keiten und Positionierungen der einzelnen Region suchen. [19]
Die Schaffung eines großräumigen Ausgleiches der regionalen Finanzkraft und einer zentralistischen Politik der Koordination aller regionalen Schwerpunkte bzw. Profile sowie aller Entwick-lungsmöglichkeiten und Produktivitätspotentiale sind dann die politischen Vorgaben für diese Art einer Euro-Ökonomik. Diesbe-zügliche Optimierungen bilden den Kern bzw. die Inhalt einer deshalb spezifischen europäischen Ökonomik, da derartige Ver-teilungspolitiken (noch?) kein Ziel irgendeiner Art von Spezieller Volkswirtschaftslehre im Marktsystem der USA sind. [20]
Derartige politische Ziel- bzw. Konvergenzvorgaben führen nicht zu einer effizienzorientierten Raumwirtschaftstheorie, sondern einer verteilungsorientierten Ökonomik eines Europas der EU mit sehr unterschiedlichen politischen Gewichten der Mitgliedslän-der und einer überwiegenden Vertretung nationaler Interessen.
Eine derartige Euro-Ökonomik würde dann nicht die ökonomischen Mechanismen der Wanderung von Arbeitskräften sowie der Arbitage und des offenen Marktwettbewerbes stärken, sondern es wäre eine Theorie der Politik mit Instrumenten wie polit-ökonomisch(durch Mehrheitsentscheidungen) ausgehandelten Fonds, Stellenbesetzun-gen, fallweisen nationalen Zugeständnissen, festen Transfer-systemen und Kulturregelungen (via Briefing-, Verhandlungs- und Verwaltungssprachen wie Verwaltungspraktiken usw.) zur Begren-zung der Politik- und Gestaltungsmöglichkeiten auch innerhalb eines Landes.
Diese Form der Euro-Ökonomik liefert das Design für Eingriffe. Ihre Maßnahmen versuchen, kulturell begründet, mit einer vorge-
gebenen wohlwollenden Verwaltungsmentalität bei reduzierten ökonomischen Distanzen und Transport- und Mobilitätskosten infolge u.a. des ökonomischen Fortschrittes, der Globalisierung und auch einer EWWU gleichzeitig interregionale Wanderungen zu verhindern bzw. als nicht mehr notwendig erscheinen zu lassen. Der Großraum erhält eine gelenkte Wirtschaftsstruktur.
III.2.b. Großraumökonomik und Weltwirtschaft
Für diesen europäischen Großraum ist aber auch eine konsistente Außenwirtschaftspolitk zu entwickeln und im internationalen Verhandlungsprozeß u.a. in der WTO zu praktizieren.
Auch hier geht es primär um Verteilungspolitik. [21] Entsprechend wird mit ökonomisch wenig eindeutigen-geprägten Begriffen wie "fair" und "gerecht" um größere Anteile und Quoten gekämpft. Dieses gilt für Euro-Politiken wie die gemeinsamen Agrarmarkt-ordnungen einschließlich der für Bananen ebenso wie für die EU-Position im Rahmen des sog.(GATTplus), von Luftverkehrsabkommen oder Verhandlungen über Direktinvestitionen und transnationale Unternehmen. Es gibt keine für alle europäischen Länder adäquate und damit keine konsistente Außenwirtschaftspolitik.
Dieser internationale Aspekt mag zu eine spezifischen Formen der politischen Koordination und Wirtschaftspolitik dieses Europas führen und so die Ökonomie in Europa kennzeichnen. Aber eine speziell zu entwickelnde Euro-Ökonomik kann es nur in dem Sinne sein, daß diese Ökonomik EU-spezifische Bürokratien und Institutionen berücksichtigt, d.h. eine moderne Art von orts- und zeitraumbezogener Theorie wird (wie es der Merkantilismus, Kammeralismus, Keynesianismus usw. waren).
III.2.c. Integration und Konsensbildung
Es ist denkbar, daß eine politisch forcierte Integration unter-schiedlicher Volkswirtschaften und Systeme langfristig in dem Sinne konsensbildend wirkt, daß sich im Laufe der erlebten polit-ökonomischen Verteilungspolitiken im Innern des Groß-raumes und gegenüber den Drittstaaten evolutorisch einheitliche Vorstellungen bezüglich des ordnungspolitischen Rahmens, der Grenzproduktivitätsentlohnung, der monetären Stabilität usw. entwickeln. Sie können sich langfristig auch die Präferenzen der Wirtschaftssubjekte angleichen und neue Gemeinsamkeiten entwickeln.
Aber ebenso denkbar ist, daß in einem politisch nicht geeinten Europa mit nicht demokratisch gleichen EU-Bürgern diese Inte-grationspolitik den ökonomischen Konsens fördert, wohl aber neue Formen des Ausgrenzungen, die möglicherweise gleichzeitig quasi auf einer Metaebene von einem EU-"Patriotismus" überla-gert werden infolge einer (vermeintlichen) gemeinsamen Bedro-hungsperzeption. Dann bildet sich keine EU-Zivilgesellschaft, sondern es entstehen ökonomisch verbundene, voneinander struk-turell abhängige, sich in Verteilungskämpfen erschöpfende "regionale" Zivilgesellschaften- insbesondere wenn im eurolo-gischen Sinne die Vielfalt "regionaler" Institutionen und kultureller Eigenarten sowie Kultur- und Bildungspolitiken erhalten bleiben.
Letzteres ist infolge der europäischen Bildungspolitik wenig, infolge der letztlich mehr vordergründigen Privatisierungen eher wahrscheinlich. In jedem Falle aber werden mit der for-cierten Integration aber übergeordnete Bürokratien mit Kompe-tenzkompetenz geschaffen. Und diese zentralen EU-Bürokratien mit Generaldirektionen und Kommissaren können, schon wegen ihrer Eigeninteressen, keine neutral überdachende Einheiten sein, insbesondere da über Neu-Institutionalisierungen und Vergemeinschaftungen nationale ökonomische Vorteile im Vertei-lungskampf via Integration erzielt werden.
Normativ kann vor diesem Hintergrund eine Euro-Ökonomik eine Evolutionsökonomik ökonomischer und politischer Gemeinschaften sein. Positiv kann eine Euro-Ökonomik dann die Analyse der Entwicklung zu einer geographischen Großraumregion und der Unterschiede zwischen europäischen und amerikanischen Bürokratien und Institutionen bzw. Formen polit-ökonomischer Rationalität beinhalten.
IV. Schlußbemerkung
Eine Vielzahl universitärer Spezialisierungen der Art "Europäische BWL" und Lehrbücher wie "European Macroeconomics" oder "Macroeconomics - A European Text" sind Anzeichen dafür, daß ein Label Euro-Ökonomik entstehen und verwendet wird - schon aus Marketing- und polit-ökonomischen Gründen.
Dabei ist es leicht auf institutionelle, kulturelle und reli-giöse Eigenarten in einem irgendwie abgegrenzten Europas zu verweisen und empirische Analysen auf die Gesamtheit aller EU-Länder zu beziehen. Hier wird bezweifelt, daß es bedeutsame ökonomische Gemeinsamkeiten dieser europäischen Länder und Besonderheiten dieses Europas u.a. gegenüber Rußland oder den USA im Sinne einer Eurologie der Ökonomie gibt und daß es sinnvoll ist, aus der Globalisierung partiell aussteigend, derartige Besonderheiten durch den Einsatz knapper Ressourcen und suprastaatliche Lenkung zu schaffen.
Die Frage oder "Sehnsucht" nach einem Europa beinhaltet auch eine Art von Nostalgie der Ökonomen. Die Volkswirtschaftslehre mit den Beiträgen von Adam Smith, von Thünen, Mises, Wicksell, Lösch, Ohlin, Hayek usw. war ursprünglich eine Euro-Ökonomik - aus der Sicht der Geburts- und Lebensorte der Ökonomen. Aber sie gehört heute zu einer universalen bzw. globalen Ökonomik. Vergleichsweise war der moderne polit-ökonomische Ansatz von Buchanan ursprünglich eine US-Ökonomik, die sehr schnell Teil der universalen Ökonomik und damit allgemeiner Referenzansätze wurde.
Die faktisch existierende Euro-Politik erscheint zwar als Gegenstand für ökonomische Analysen (wie einer Evaluation der Politik oder in Form von Länderanlysen) geeignet, aber kaum als Ausgangspunkt für ein neues eigenständiges Forschungsgebiet. Natürlich können einzelne Universitäten und Fachhochschulen im immer härter werdenden Verteilungskampf um staatliche Förderung und EU-Mittel Vorteile durch die Einführung neuer Spezieller Wirtschaftslehren erzielen. So wie es heute weder eine genuine Entwicklungsländer- noch Transformationsökonomik gibt, sondern sich eine Art von universeller Ökonomik entwickelt, die zu unterschiedlichsten länder- und knappheitsbezogenen Analysen und Modellen führt, so wird es eher keine genuin-eigenständige Euro-Ökonomik geben.
Ökonomik ist auch unter Einschluß der Institutionenökonomik universal bzw. wird es immer wieder - regionale ökonomische Dialekte entstehen und verschwinden immer wieder.
Fußnoten
(1) Das Kyklos-Heft Vol. 48, Fasc. 2, 1995 war ausschließlich dieser Frage gewidment.
Literaturhinweise